Peru 2012

004_Flagge_Peru005_Wappen_Peru

 

Von den Anden zum Amazonas

Auf den Spuren der Eroberer

Von Lima bis Iquitos

04.09. – 15.09.2012

 

007_Miraflores

Nach gut fünf Stunden Flug sind wir in Lima gelandet und diesmal auch vom Reiseveranstalter abgeholt worden (hurra!). Unser Hotel in Lima Miraflores liegt in einem neuen Zentrum (viele Hotels, Restaurants und Einkauszentren incl. riesigem Inka-Markt), aber leider weit (ca. 10 km) von der sehr schönen Altstadt entfernt. Die Nacht ist laut, denn Hupen ist peruanischer Volkssport Nummer Eins, wie es scheint.

Am nächsten Morgen machen wir zunächst einen Bummel über den Inka-Markt (sehr kommerziell!), und spazieren dann über die Avenida Larco, dem kommerziellen und kulturellen Zentrum von Miraflores, Richtung Pazifikküste. Die recht imposanten Gebäude der Kirche Iglesia de la Virgin Milagrosa und das Rathaus stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Steilküste am Pazifik ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in Lima, zumindest im Sommer. Der Strand ist mit groben schwarzen Kieseln bedeckt und sieht nicht gerade einladend aus. Jetzt ist Winter hier (18-19° C) und das Wasser wegen des Humboldtstroms kalt. Trotzdem sehen wir einige tapfere Surfer. Der Ausblick ist trübe, der Himmel total bedeckt. Lima ist 7 Monate im Jahr in einen grauen Schleier gehüllt. Das macht offensichtlich depressiv, es heißt, dass Lima eine ungewöhnlich hohe Selbstmordrate hat. Trotzdem nennen die Einheimischen diesen Küstenabschnitt „Costa Verde“ – man hat ja hier Humor. Vom neuen Einkaufszentrum „Larco Mar“ hat man einen guten Blick hinunter (ca. 50 m) auf ein teures aber gutes Restaurant auf einem Pier, das La Rosa Nautica (Spezialität ist Seefisch). Wir haben vergeblich eine Treppe hinunter gesucht. Der in der Nähe liegende Parque del Amor hat etwas vom Stile Gaudis an sich. Dem Namen entsprechend findet man (zumindest im Sommer) viele Liebespaare hier auf den bunten Bänken.

016_MirafloresAm nächsten Tag ist Kultur angesagt. Wir laufen zur riesigen Anlage von „Huaca Pucllana“, die zwischen 200 bis 700 n Chr. errichtet wurde. Über die Lima Kultur weiß man recht wenig und die Ausgrabungen seit 1981 sind noch nicht sehr weit gediehen. Die Einwohner waren auf das Meer fixiert. Der Hai war eine religiöse Figur, oft zweiköpfig dargestellt. Zeremonienkrüge mit Haisymbolen wurden bei Opferhandlungen zerschlagen. So hat man viele Scherben gefunden. Nach 700 begann eine Krisenzeit und  Pucllana wurde verlassen, als das kriegerische Volk der Wari eindrang. Die Pyramide und andere Gebäude wurden von den Wari als Begräbnisstätte genutzt. Die Toten wurden sitzend in verzierte Stoffballen gewickelt und mit Seilen aus Pflanzenfasern verschnürt begraben. Die älteste in Lima gefundene Mumie ist 1300 Jahre alt. Auch nach der Eroberung durch die Inka galt Pucllana als heilige Stätte. Auf dem Gelände liefen zwei der sehr seltenen peruanischen Hunde herum, die bis auf einen Irokesenhaarschnitt vollkommen nackt sind (mit Mäntelchen, denn es ist ja Winter!). Inka haben sich diese Tiere quasi als Wärmflasche ins Bett gelegt. Es ist noch viel auszugraben und vielleicht entdeckt man noch Überraschendes.

023_CuscoHeute geht es schon um 05:30 vom Hotel los, denn wir fliegen nach Cusco. Der Flug dauert 1 St. und 20 Min. und wir machen nach der Landung zunächst eine Fahrt auf die Höhen über Cusco und haben einen schönen Blick auf die Stadt. Nach dem trüben Wetter ist der Sonnenschein hier eine wahre Erholung. Die Luft ist zwar dünn, Cusco liegt 3416 m hoch, aber man kann sich daran gewöhnen. Bei einer kurzen Pause bekommen wir einen Eindruck von dem „idyllischen“ Landleben. Wir fahren weiter nach Pisac, einer Stadt im Urubambatal, dem heiligen Tal der Inka. In Pisac besuchen wir die Altstadt und den Inkamarkt. Wenn man will, kann man sich mit einem der kleinen Motorradtaxis durch die Stadt schaukeln lassen. Nach einem Doping mit Mate de Coca-(Tee), der die Höhenluft besser zu ertragen hilft, und einem Giganto-Maiskolben (gekocht und auf die Hand im Maisblatt) geht es weiter nach Ollantaytambo, eine 037_Ollantaytambolebendige Inka-Stadt, in der die Einwohner noch heute alte Traditionen pflegen. Der Ort ist nach dem Inka-General Ollanta benannt, der sich in die Tochter von Pachacútec, dem 9. Inka, verliebte. Er musste aus der Stadt fliehen, konnte aber nach Pachacútecs Tod seine Liebe leben. Der Begriff „Inka“ bezeichnete ursprünglich nur den Herrscher, heute meint man damit das ganze Volk. Für die Inka hatte dieser Ort mehr religiöse Bedeutung, als dass er zur Verteidigung geplant war. Trotzdem verloren hier die Spanier eine große Schlacht während der Eroberung Perus, er wurde aber von den Konquistadoren 1537 dennoch erobert. Mehrere Steinterrassen führen den Hügel hinauf  zur Festung Araqama Ayllu. Die mächtigen Steine stammen aus einem Steinbruch, der mehr als sechs Kilometer enfernt hinter der nächsten Bergkette lag. Eine logistische Meisterleistung, diese riesigen Brocken so weit transportiert zu haben. In einem hübschen Hotel (ein ehemaliges Kloster) im Urubambatal in der Nähe von Ollantaytambo übernachten wir.

047_Machu PicchuMit der Peru Rail geht es sehr früh am nächsten Tag nach Machu Picchu (Alter Gipfel), der wohl erstaunlichsten und schönsten Anlage der Inkazeit. Sie ist etwa 120 km von Cusco entfernt und nur über diese Eisenbahnlinie oder Inka-Pfade zu erreichen. Alleine die Anreise ist eine Attraktion für sich: riesige Berge, Katarakte und Regenwald sind zu bestaunen. Die Fahrt von der Bahnstation Aguas Calientes am Fuße des Machu Picchu mit dem Shuttlebus hinauf zur Ruinenstadt ist nichts für schwache Nerven, aber wenn man erst einmal oben ist, nimmt das Staunen kein Ende. Die Aussicht auf die Ruinen, Terrassen und Treppen und den Huayna Picchu (Junger Gipfel) ist spektakulär.

052_Machu PicchuDie Inka-Stadt ist wohl die berühmteste Sehenswürdigkeit in Südamerika und seit 1983 UNESCO-Welterbe. Der ursprüngliche Name ist unbekannt. Die Stadt wurde auf dem Bergrücken zwischen Machu Picchu und Huayna Picchu in 2360 m Höhe um 1450 erbaut und 100 Jahre später wieder verlassen. Es gibt die Theorie, dass sie möglicherweise noch im Bau war, als die Spanier im 16. Jahrhundert das Inka-Reich eroberten. Dagegen sprechen allerdings archäologische Befunde, die von einer weitestgehend ausgebauten und einst voll funktionsfähigen Stadt zeugen, in der über längere Zeit bis zu 1000 Menschen lebten. Sie besitzt beispielsweise eine noch heute voll funktionsfähige Wasserversorgung mit einer Kanalverbindung von 749 m Länge von der außerhalb der Stadtanlage befindlichen Wasserquelle zu den kaskadenförmig gestaffelten Brunnenbecken und eine aufwendige Regenwasserableitungsstruktur.
Auf Terrassen gab es ein Wohnviertel mit Bauernhütten, Handwerkerhäusern und Straßen. Im Zeremonialbezirk lagen die Tempel, im Bezirk der Könige die Paläste. Die Mauern wurden ohne Mörtel errichtet, sie stehen seit Jahrhunderten, da die Steine genau passend behauen wurden.
Es sollen insgesamt 216 steinerne Gebäude sein. Unsere Führerin hat uns viele im Detail erklärt:
Die Wächterhütte war eine nach vorn offene kleine Hütte, die dem Wächter eine hervorragende Sicht auf alle südlichen Zugänge zur Stadt bot. Die Hütte wurde inzwischen restauriert und mit einem originalgetreuen Strohdach versehen.
061_Machu PicchuDer Sonnentempel ist das einzige runde Gebäude und hat seine beiden Turmfenster genau an den Stellen, an denen die Sonne zur Sommer- und Wintersonnenwende aufgeht.
Gegenüber dem königlichen Sektor und dem Sonnentempel ist der Kondortempel. Er trägt seinen Namen aufgrund zweier Platten, die die stilisierten Flügel eines Kondors darstellen. Der Kopf ist ein behauener Fels am Boden. Historiker glauben, dass es sich bei den darüberliegenden Nischen um Altäre handelte, in denen bei Zeremonien zu Ehren des Kondors, eine der wichtigsten Inka-Gottheiten, Mumien platziert wurden.
Oberhalb des Kondortempels befindet sich der urbane Sektor, auch Handwerkerviertel genannt.
Viele Stufen führen hinauf zum Intihuatana-Stein, das Wort bedeutet „Ankerplatz der Sonne“ oder auch „Ort, an dem man die Sonne anbindet“ Es ist ein aus dem gewachsenen Felsen gehauener 1,80 m hoher Stein, und er war wohl als Sonnenheiligtum das wichtigste Heiligtum der Stadt. 065_Machu PicchuEr zeigte die genauen Daten von Sonnenwenden, Tag- und Nachtgleichen sowie weitere astronomische Daten an. Als wichtigster Tag des Jahres galt die Juni-Sonnenwende. Die Sonne steht dann fast senkrecht über der Säule, die keinen Schatten wirft. Die Sonne ist „angebunden“. Mit Zeremonien, um die Sonne anzubinden und ihre Reise nach Norden anzuhalten, begingen die Inka diesen Tag. Von da an wurden die Tage länger und es gab mehr Tageslicht und mehr Zeit das Land zu bestellen und Nahrung zu produzieren. Der Intihuatana ist 13° nordwärts geneigt, entsprechend dem Breitengrad der Stadt.
Die Stadt gibt viele Rätsel auf, ihre Funktion ist strittig. War sie Gebetsstätte, Sternwarte oder Landsitz von Pachacútec, dem 9. Inka, der von 1438 bis 1471 regierte und den Kult um den Sonnengott Inti einführte?
Nach drei Stunden auf und ab während der Besichtigung sind wir ziemlich fertig und treten den Rückzug an. Da unsere Bahn erst spät nachmittags fährt, sehen wir uns nach einer Essens- und Erholungspause noch ein wenig in Aguas Calientes um.

024_CuscoCusco ist seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO. Die Stadt liegt auf 3330 m Höhe und war für die Inka 300 Jahre lang das absolute Zentrum, „der Nabel der Welt“. Pachacútec, der 9. Inka-Herrscher, ließ die Stadt im 15. Jh. komplett niederreissen und neu aufbauen. Sie erhielt ein raffiniertes Wassersystem, gepflasterte Straßen und imposante Gebäude statt der Strohhütten. Dann kamen 1533 die Spanier geführt von Francisco Pizzarro und verwüsteten die Stadt. Die massiven Inka-Fundamente wurden teilweise von den Spaniern beim Wiederaufbau genutzt und stehen heute noch. Aber sonst haben die Spanier nicht erdbebensicher gebaut und 1650 hat ein Erdbeben 80 % der Stadt zerstört. Sie wurde natürlich wieder aufgebaut und hat eine prächtige Kolonialarchitektur. Wenn man von den Höhen um Cusco auf das rotbraune Dächermeer blickt, stören nur wenige moderne Bauten den homogenen Eindruck. Der 025_CuscoPlaza de Armas (Waffenplatz) ist der Mittelpunkt der Stadt. Hier steht die Kathedrale, die 1560 auf den Fundamenten des Palastes von Viracocha, des 8. Inka begonnen wurde und deren Bau über 100 Jahre dauerte. Bei unserem Besuch fand auf den zu ihr hinaufführenden Stufen ein Freiluftgottesdienst mit einer riesigen Menschenmenge statt. Ebenfalls an der Plaza de Armas steht die Iglesia de la Compania mit einer prächtigen Fassade. Sie wurde 1571 ebenfalls auf einem Inkapalast erbaut und musste nach dem Erdbeben 1650 neu aufgebaut werden. Sie gilt als Musterbeispiel kolonialer Barockarchitektur in Peru.

Coricancha, die „goldene Anlage“ wurde von den Inka zu Ehren des Sonnengottes Inti errichtet und war der reichste Inka-Tempel überhaupt. Die spanischen Eroberer haben den Tempel ausgeplündert und über ihm Kirche und Kloster Santo Domingo errichtet. Auch diese Kirche stürzte beim Erdbeben 1650 zusammen, wurde wieder aufgebaut, brach aber 1950 erneut ein. Diesmal hatte das Beben so stark gewütet, dass an einigen Stellen die Inka-Grundmauern sichtbar wurden und man entschloss sich nun, das vorspanische Heiligtum auszugraben und die Überreste zu schützen. Ein Beispiel der bewundernswerten Baukunst der Inka ist eine runde 6 m hohe Mauer, die perfekt konstruiert bisher alle Erbeben überstanden hat.

082_SacsayhuamanEtwas außerhalb und oberhalb von Cusco besuchen wir die Ruinen von Sacsayhuaman („Falkenhorst“), gegen die die Steine von Stonehenge wie Zwerge aussehen. Hunderte, was sage ich, tausende von riesigen Blöcken wurden über weite Distanzen hergeschafft und zu Zyklopenmauern aufgetürmt. Nur noch ein Viertel der Originalanlage ist erhalten. Die Spanier haben kleinere Blöcke aus den Wänden gebrochen und damit Kirchen und Paläste in Cusco aufgebaut. Die massiven, auf drei Terrassen im Zickzack angelegten mehrere 100 m langen Mauern sind der Verteidigungsgürtel einer Festung, doch dürfte die Anlage auch eine religiöse Bedeutung gehabt haben. In der Anlage fügen sich Quadrate von mehr als 100 t Gewicht ganz ohne Mörtel fugenlos auf- und aneinander, so dass laut den Chronisten nicht einmal eine Messerklinge dazwischen Platz hat. Ein Felsblock mit den Maßen 5 x 5 x 2,50 m wiegt gar 160 t (mehr als eine Boeing 707) und wurde, wie ein Chronist berichtet, angeblich von 20 000 Menschen mit langen Stricken auf den Berg geschafft, tausende Arbeiter sollen zerquetscht worden sein, als er dabei umkippte. Historiker schätzen dass insgesamt zehntausende Indianer sieben Jahrzehnte lang am Bau der Anlage gearbeitet haben, und das nur mit Steinwerkzeugen!

Wieder zurück in der Stadt haben wir am Nachmittag und Abend großes Glück: wir sehen einen farbenfrohen und sehr musikalischen Umzug zu Ehren der Heiligen Jungfrau der unbefleckten Empfängnis. Es kommt einem vor wie der Karneval in Rio. Die vielen Teilnehmer sind in wunderschönen, sehr aufwendigen und oft auch sehr bizarren Kostümen gekleidet. So viel Fröhlichkeit bei einer (christlichen) Prozession habe ich noch nie gesehen. Alle singen, tanzen und lachen – richtig ansteckend!

[Umzug in Cusco für die Heilige Jungfrau der unbefleckten Empfängnis (immaculata conceptio)]

Heute steht die ganztägige Busfahrtvon Cusco nach Puno auf dem Programm. Wir fahren über das peruanische Hochland durch die grandiose Gebirgswelt der Anden. Ein erster Halt auf der Tour gilt der aus Lehm gebauten Kirche San Pedro Apostol in Andahuaylillas aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche hat eine kostbare barocke Innenausstattung, einen reich geschmückten, vergoldeten Altar, einen kunstvoll bemalten Dachstuhl und viele weiteren Kostbarkeiten. Die Kirche gilt als eine der schönsten des peruanischen Hochlandes und wird oft auch die Sixtinische Kapelle Amerikas genannt. Leider war fotografieren strengstens verboten.

099_PunoEtwa 120 km von Cusco entfernt halten wir in Raqchi, um uns die Ruinen einer einstigen Inkastadt anzusehen. Besonders sehenswert sind die Reste eines ungewöhnlichen Tempels, der im Zentrum einer rechtwinklig angelegten Siedlung mit Häusern und runden Lagersilos steht. Die im Durchmesser acht Meter großen Silos wurden zur Erntezeit mit Lebensmitteln, wie Mais und Quinoa gefüllt. Die Vorräte waren in diesen kalten und dunklen Räumen sehr lange haltbar.

Die Tempelanlage wurde aus Vulkangestein und Lehm gebaut und ist die einzige dieser Art in ganz Lateinamerika. Die Stätte wird mit der Präinkazeit, der Tiwanaku-Kultur in Zusammenhang gebracht. Man geht davon aus, dass das sehenswerte Bauwerk erst später dem 8. Inka Wiracocha geweiht wurde, der den Namen des Schöpfergottes der Inka trug. Zu sehen sind Teile der mittleren Tempelwand, die einst 92 m lang war und bis zu 12 m hoch und die den Dachfirst des 25 m breiten Satteldachs trug. Eine Besonderheit sind auch die Wohnhäuser, die alle identisch gebaut waren und in Reihen angeordnet wurden – so gesehen die erste Reihenhaussiedlung der Welt. Auch die kleine Kirche aus der Kolonialzeit und der hübsche Markt sind sehenswert.

106_PunoIn Abra La Raya haben wir dann auf 4338 m Höhe sozusagen den Gipfel unserer Fahrt erreicht. Im Hintergrund ragen zwei über 5300 m hohe Berge auf – Cunarama und Chimboya. Danach geht es in einer rasanten Abfahrt hinunter auf den Altiplano (4000 m) – die riesige Hochebene, die sich bis Bolivien erstreckt.

Unser letzter Halt bevor wir Puno am Titicacasee erreichen ist in Pukara. An der Plaza de Armas steht eine sehr schöne Kirche aus der Kolonialzeit und daneben ein kleines Museum mit Steinskulpturen aus der Prä-Inkazeit. Puno ist auch berühmt für die kleinen Stiere aus Keramik, die Toritos de Pukara. Diese Tonstiere sind häufig auch Flaschen und wurden zeremoniell von Priestern genutzt.

114_TiticacaseeHeute wird der Titicacasee erkundet. Er liegt auf einer Höhe von 3800 Metern und ist der weltweit höchstgelegene See dieser Größe. Er hat eine Fläche von 8300 qkm, 194 km lang und 65 km breit und bis zu 300 m tief. Peru und Bolivien teilen sich den Titicacasee: Titi gehört zu Peru und Caca zu Bolivien oder umgekehrt, so hört man es scherzhaft von den Fremdenführern.

Wir besuchen zunächst die Uros-Inseln – ca. 40 schwimmende Inseln, die aus Schilfrohr erbaut sind. Wir erfahren dort von den Einheimischen, dem Stamm der Uros, wie man solche schwimmenden Wohnstätten baut. Die Inseln bestehen aus meterdicken Schichten von Binsen, die immer wieder erneuert werden müssen, weil die unterste Schicht im kalten Wasser ihre Schwimmfähigkeit einbüßt und wegfault. Außerdem zeigen sie uns, wie und womit sie sich ernähren. Tauschhandel ist immer noch gang und gäbe, obwohl man durch den Tourismus zu (einigem) Geld kommt. 124_TaquileNach einer Fahrt auf einem (modernen) Schilfrohrboot geht es weiter zur Insel Taquile, die durch die landwirtschaftlichen Terrassen geprägt ist, die noch aus der Inkazeit stammen. Etwa 350 Familien, die noch die Inka-Sprache Quechua sprechen, leben hier noch nach dem Inka-Glauben „ama suwa, ama quella, ama Ilullav“. d.h. nicht stehlen, nicht müßig sein, nicht lügen. Es gibt keine Polizei auf der Insel.  Es gibt auch keine Straßen, Autos, Hunde. Die Menschen hier tragen farbenprächtige, traditionelle Kleider, die sie selbst fertigen und in genossenschaftlichen Läden verkaufen. Das übliche Feilschen und Handeln ist hier nicht möglich. Berühmt sind die strickenden Männer von Taquile, die den ganzen Tag mit Strickzeug in der Hand zu sehen sind. Natürlich werden auch diese Sachen zum Verkauf angeboten. 2005 ernannte die UNESCO das Kunsthandwerk der Taquilenos zum Weltkulturerbe. Ausgezeichnet wurde damit die Erhaltung der präkolumbianischen Muster und Naturfarben der einzigartigen Textilarbeiten. Bei einem tollen Mittagessen – Gemüsesuppe, Forelle mit Süßkartoffeln und Karotten und Minze-Coca Tee – erklärt uns unser Reiseleiter die Bedeutung der verschiedenen Farben von Männermützen und Frauenkopftüchern. Ähnlich wie bei unseren alten Trachten sieht man, wer ledig, verheiratet oder verwitwet ist. Nach einem langen Bergabmarsch (544 Stufen) geht es mit dem Boot wieder zurück zu unserem Hotel in Puno.

133_LimaVom Flughafen Juliaca in der Nähe von Puno fliegen wir heute nach Lima und nach Ankunft geht es sofort auf eine Stadtrundfahrt. Der erste Halt ist an der Plaza San Martin. Dieser Platz entstand 1921 anläßlich der 100-jährigen Unabhängigkeit Perus. In der Mitte thront das Reiterstandbild des argentinischen Befreiers von Peru, General José de San Martin, wie er die Anden überquert. Der Platz hat sehr repäsentative Bauten in französisch anmutenden Architekturstil. Der Platz ist sehr beliebt für Demonstrationen. Es fand gerade eine Demonstration der Lehrer statt, die von berittener Polizei überwacht wurde.

Wir fahren einen Häuserzug weiter und kommen zum Plaza Mayor, ehemals Plaza de Armas genannt. Hier ist die Stelle, an der Francisco 140_LimaPizarro 1535 Lima gegründet hat. Um den zentralen Platz mit dem Bronzespringbrunnen, der 1650 im Auftrag des Vizekönigs von Peru entstanden ist, stehen prächtige Gebäude: u.a. die Kathedrale, der Erzbischöfliche Palast, der Präsidentenpalast, das Rathaus. Der Bau der Kathedrale im Stilmix von Barock und Renaissance begann 1564. Wegen Geldmangels und der verheerenden Erdbeben von 1687 und 1746 stagnierte der Bau und wurde erst 1758 vollendet, doch nach dem Erdbeben von 1940 mußte er erneut aufgebaut werden. Das vom katalanischen Künstler Pedro Noguera um 1623 geschnitzte Chorgestühl gilt als eines der feinsten der Welt. Der Hauptaltar ist mit reichem Schmuck beladen und die vielen Seitenaltäre stehen ihm kaum nach. In einer Kapelle kann man den Sarkophag Pizarros bestaunen.

Links von der Kathedrale befindet sich der Erzbischöfliche Palast. Das Besondere an ihm sind die filigran geschnitzten Balkone. Auch das Rathaus, ein Bau von 1944 im neokolonialen Stil hat schöne Holzbalkone. Der Regierungspalast, Palacio Gobierno, auch bekannt als Pizarro-Palast, ist ein 1938 fertigestelltes neoklassizischtisches Bauwerk, das auf den Fundamenten des ehemaligen Pizarro-Palastes ruht. Hier wird einmal am Tag gegen 12 Uhr wochentags der Wachwechsel der blaurot uniformierten Wache des Präsidenten im Stechschritt vollzogen.
152_LimaEtwas abseits der Plaza Mayor liegt der leuchtend gelb-weiße Komplex des Klosters San Francisco, der aus dem Kloster, einer Kirche, 2 Kapellen, Kreuzgang und Katakomben besteht. Wie der gesamte koloniale Altstadtkern gehört das Kloster zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Fassade der Kirche ist ein herausragendes Beispiel für die Barockarchitektur des 17. Jahrhunderts in Peru. Blaue Originalfliesen aus Sevilla schmücken den Kreuzgang des Klosters und den Patio. Die prächtige Ausstattung der Kirche läßt erahnen, wie reich der Franziskanerorden zu der Zeit war. In der Bibliothek lagern 25000 antiquarische Bücher aus dem 15. bis 18. Jahrhundert und 6000 Pergamente aus der Kolonialzeit Perus lagern hier. Fotografieren war leider strengstens verboten, doch unser Führer hat immer heimlich Zeichen gegeben, wenn kein Aufseher geguckt hat, so dass ein paar Bilder entstanden sind. Leider keines vom Letzten Abendmahl, das im Speisesaal des Klosters hängt, und auf dem zu sehen ist, dass Jesus und die Jünger gebratene Meerschweinchen mit Papaya essen und dazu Chicha, das ist Maisbier, trinken. Auch heute noch werden jährlich Millionen von Meerschweinchen gegessen. Zu besonderen Anlässen sind sie Teil des Menüs. In den Katakomben, die erst 1951 wieder entdeckt wurden, ruhen die Gebeine von 70.000 Toten, in Regalen sorgfältig sortiert, teilweise zu geometrischen Mustern zusammengelegt.

165_IquitosHeute fliegen wir nach Iquitos um 3 Tage am Amazonas zuverbringen. Unser Reiseleiter Paul, ein im Dschungel groß gewordenen Indio, nimmt uns am Flughafen in Empfang und wir fahren durch das betriebsame Iquitos, mit ca. 400.000 Einwohnern Perus größte Stadt im Urwald und auch die Hauptstadt des Departamento Loreto. Sie liegt am linken Ufer des Amazonas, der hier nur 2 km breit ist (an der Mündung in Brasilien ist er stattliche 230 km breit) und ist nur per Flugzeug oder Schiff zu erreichen. Es wimmelt hier nur so von „motocarros“, motorradgetriebenen Minitaxis, und man wundert sich, dass der Verkehr trotzdem noch läuft. Später, nach einer knappen Stunde Bootsfahrt, kommen wir in unserem Quartier, der „Ceiba Tops Lodge“, an. Die erste Aktivität ist das Besorgen unseres Abendessens – es geht zum Piranha-Fang. Das Ergebnis ist nicht gerade überwältigend (7 Stück), aber der Spaßfaktor ist hoch! Natürlich gibt es am Abend noch mehr und für alle Reisenden wird bestens gesorgt. Am nächsten Morgen geht es sehr früh raus zu einem lokalen Markt in Indiana, wo nicht nur fangfrischer Fisch sondern auch allerlei Obst und Gemüse angeboten werden. 173b_AmazonasEs geht erstaunlich ruhig zu, obwohl eine Menge Leute unterwegs sind. Wir machen auch noch einen Spaziergang durch den Ort und lassen uns erzählen, wie rasant sich Indiana in jüngster Zeit entwickelt. Zurück im Hotel gibt es ein gutes Frühstück – das Haustier der Lodge, ein Tapir, blieb dabei verschont, obwohl Tapir angeblich gut schmecken soll – und dann geht es wieder auf den Amazonas zu einem Gebiet, wo man rosafarbene Botos oder Amazonasdelfine beobachten kann, wenn sie sich denn blicken lassen. Wir haben Glück und können einige springen sehen. Weiter geht es zum Dorf der Yagua Indianer. Alles wirkt leicht inszeniert, ist aber dennoch schön anzusehen. Vom Tanz über Blasrohrschießen bis hin zur üblichen „Verkaufsshow“ wird alles geboten. Besonders der alte Häuptling ist sehr nett und mitteilsam (Paul muss natürlich übersetzen!). Am Nachmittag wandern wir zu dem größten Baum in der Region, einem Ceiba-Baum und machen anschließend eine Bootsfahrt zu einem  Fischerdorf in der Nähe. Das Leben der Leute hier ist, vorsichtig gesagt, schlicht. Wir werden freundlich empfangen und die Kinder begleiten uns den ganzen Weg durchs Dorf. Ich habe einen kleine Jungen an der Hand, den ich nicht wieder los werde bis wir ablegen.

TarantelAm Abend gibt es eine Nachtwanderung, was sich nach Klassenfahrt-Schülerbeschäftigung anhört aber extrem spannend ist. Paul kennt sich in Fauna und Flora bestens aus und hat auch keine Scheu eine handtellergroße Tarantel aus ihrem Erdloch zu „kitzeln“. Als sie die Giftzähne in ein hingehaltenes Hölzchen schlägt, halten wir schon ein wenig die Luft an, zumal unterwegs noch mehrere solcher Erdlöcher zu sehen sind. Und – man weiß ja nie, ob man nicht einen falschen Schritt macht! Zwischendurch sollen wir alle unsere Taschenlampen ausmachen, um zu erleben, wie finster es im Urwald ist, man kann wirklich keine Hand vor Augen sehen. Dann erzählt uns Paul die Geschichte von Juliane Koepcke, die als 17jährige an Heiligabend 1971 als einzige einen Flugzeugabsturz mit 91 Toten überlebt hat, darunter auch ihre Mutter. Das Flugzeug war auf dem Weg von Lima zur Urwaldstadt Pucallpa, wo Juliane mit ihrer Mutter den Vater treffen wollte, einen Biologen und Urwaldforscher. 10 Tage war die 17-jährige im Urwald alleine unterwegs. Das Leben im Urwald war ihr nicht fremd, so wußte sie, dass eine große Chance besteht, dass ein noch so kleiner Wasserlauf zu einem größeren Gewässer führen würde und zu menschlichen Behausungen, so war es dann wohl auch. Werner Herzog hat einen Dokumentarfilm „Wings of Hope“ auf deutsch „Julianes Sturz in den Dschungel“ über diese Geschichte gedreht. 2011 hat Juliane Koepcke mit einer Mitautorin das Buch „Als ich vom Himmel fiel“ veröffentlicht.

[Tiere am Amazonas]

208_AmazonasUnser letzter Tag ist einem Ausflug zu einem Baumwipfelpfad (canopy walkway) vorbehalten. Der Weg dorthin ist lang – eine Bootsfahrt wieder nach Indiana, dann werden wir zu zweit in motocarros verfrachtet und fahren etwas über Land (großer Spaß) und wieder Bootsfahrt, jetzt auf dem Napo-River, Nebenfluss des Amazonas, zur Explornapo-Lodge. Nach einem einfachen Mittagessen wandern wir eine knappe Stunde durch den Dschungel. Aber es hat sich gelohnt. Über lange Hängebrücken, die an 15 Urwaldriesen befestigt sind, kann man über 500 m lang in einer Höhe von 14 bis 37 m den Urwald von oben sehen. Dieser Canopy walkway wurde in den 1990er Jahren von Biologen konstruiert, um das Leben in den Baumkronen zu erforschen. Nach dieser Tour geht es noch zum Dorfschamanen, der uns in seine Heilkunst einweiht. Erstaunlich, was es so an Naturheilmitteln gibt, die, wie unser Führer Paul uns versichert, alle sicher wirken. Am Nachmittag fahren wir im Boot zurück zur Lodge. Am nächsten Tag geht es über Iquitos zurück nach Lima und nach Hause.