Mexico 2012


Flagge von Mexico 002c_Maya_Siedlungsgebiet

 

Eine Reise durch Yucatán

Auf den Spuren der Maya

Von Cancun bis Mexico City

19.08. – 03.09.2012

Die Reise soll uns über die großen Maya-Städte von Tulum nach Mexico City (Tenochtitlan) führen:

Reiseroute Mexico 004_Cancun

Wir kommen vom kühlen Seattle und landen im heißen Cancun. Der Klimawechsel und die große Hitze machen uns zu schaffen. Trotzdem brechen wir zu einem kleinen Erkundungsgang auf. Man sieht viele Neubauten, aber auch Hotel(ruinen). Schaurig anzusehen sind die Geier, die sich in den Ruinen ein neues Zuhause gesucht haben. Die großen, weißen Gebäude scheinen unbewohnt.

005_CancunEs gibt riesige Prachtboulevards, die allerdings – wie anscheinend auch die Hotels – vollkommen menschenleer sind. Das ist der Lage geschuldet: hier am „Binnenmeer“ ist nicht nur wegen der hohen Kaimauer Badebetrieb unmöglich. Der sehr rege Strandbetrieb spielt sich gegenüber auf der ca. 23 km langen „Isla Cancun“ ab, wo jährlich etwa 12 Millionen Besucher gezählt werden. Dort gibt es lange Sandstrände direkt an der Karibik. Der scheinbar einzig belebte Ort in userer Gegend ist offensichtlich das Einkaufszentrum Liverpool.

008_TulumAm nächsten Tag startet unsere Rundreise. Das erste Ziel ist Tulum, eine Stadt aus der nachklassischen Epoche (Postklassik). Sie liegt direkt am Meer (Riviera Maya), was sie somit unter den Maya-Städten besonders macht, spektakulär auf einem Felsplateau über der Karibikküste, geschützt von einer rechteckigen Stadtmauer mit Wachtürmen und auf der Meerseite von Klippen und dem längsten Riff der Karibik (1200 km lang!). Dieses Riff versperrte die Zufahrt zur Stadt und war nur an einer Stelle passierbar. Somit war es Ortsunkundigen nicht möglich von der Seeseite her anzugreifen.
010b_TulumVom „Castillo“, dem höchsten Gebäude der Stadt, wurde den Bewohnern die Passage nachts durch zwei Fenster mit Leuchtsignalen angezeigt, die im Falle von Gefahr verdunkelt wurden.
012_TulumDie Bauten (Überblick / Turm der Winde / Freskentempel) sind weniger hoch als in der klassischen Zeit. Jedoch gibt es eine Besonderheit, die es vorher nie gab: das sind private Bereiche, quasi so etwas wie Vorgärten. In Tulum wurde – wie auch an anderen Stätten – durch Beobachtung der Venus der Mayakalender erstellt. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt von etwa 1200 n. Chr. bis zur Ankunft der spanischen Eroberer im Jahr 1520.

016_CenoteDie Halbinsel Yucatán ist ein riesiges Karstgebiet. Regen, der fällt, versickert unmittelbar durch den porösen Kalkstein und sammelt sich in unterirdischen Höhlensystemen. Hier gibt es das größte zusammenhängende Unterwasserhöhlensystem der Erde. Das ist vielleicht ein Grund für die Entwicklung der Maya Zivilisation besonders im nordwestlichen Teil von Yucatán. Trotz langer Dürreperioden gibt es eine dichte, jedoch niedrige, Bewaldung. Wenn der Regen die Höhlen stark auswäscht, kommt es vor, dass das Höhlendach einstürzt und ein dolinenartiges Kalksteinloch entsteht, ein sogegannter Cenote (unten
oben). Diese erreichen eine Höhe (Wasserspiegel – oberer Rand) von 15 m und mehr. Sie wurden von den Maya als Brunnen für die Wasserversorgung genutzt. Ebenfalls wurden dem Regengott Chaac hier Menschenopfer gebracht.
020_Chichen ItzaChichén Itzá ist die wohl bekannteste Ausgrabungsstätte der Maya-Zeit. Seit 1988 ist sie Weltkulturerbe der UNESCO und wurde 2007 auch als eins der Neuen Sieben Weltwunder gewählt. Die UNESCO distanzierte sich allerdings von dieser Wahl, da sie keine wissenschaftlichen Kriterien aufwies. Chichén Itzá ist als Ausflugsziel von den Tourismus Zentren viel leichter zu erreichen als die anderen großen Maya Stätten wie Uxmal und Palenque, die (zum Teil) noch eindrucksvoller sind. Der wohl imposanteste Bau der gesamten Anlage ist die Pyramide „El Castillo“, die dem Schlangengott Kukulcán geweiht ist. Sie ist 30 m hoch und wurde über einem älteren Bau errichtet (s.u.). Etwas Zahlenmystik: die Pyramide hat 4 Treppen, die die Himmelsrichtungen symbolisieren. Jede Treppe hat 91 Stufen und oben ist eine Tempelplattform (4×91+1 = 365 Tage).
020c_Chichen ItzaDie Pyramide hat neun Stufungen, die für die 9 Unterwelten der Maya stehen. Umgeben ist sie von 52 Reliefplatten (= 52 Jahre oder eine Kalenderrunde). Nach diesen 52 Jahren (= Maya-Jahrhundert) wurden alle Pyramiden mit einer neuen überbaut! Dabei wurden sie immer höher und steiler. Grabungen haben belegt, dass die Pyramiden in Chichén Itzá mehrfach überbaut wurden. Ursprünglich war die Pyramide verputzt und rot angemalt. Die Freiflächen um die Pyramiden und öffentlichen Gebäude waren nicht grasbewachsen, sondern mit Estrich bedeckt. Ein besonderes Ereignis: zur Tag- und Nachtgleiche (21.3./23.9.) werfen die neun Stufungen Schatten auf die Treppe, deren Wangen rechts und links wie eine Schlange gestaltet sind. Deshalb sieht es bei sinkender Sonne so aus, als ob Kukulcán von der Tempelplattform runter auf den Boden gleitet.
021_Chichen ItzaMan hat in Chichén Itzá ca. 12 Ballspielplätze gefunden, die zwar von unterschiedlicher Größe sind, aber immer den gleichen Aufbau aufweisen. In der Mitte ist das Spielfeld. Rechts und links sind Schrägen und jeweils darüber eine Mauer, die oben einen steinernen Ring hat. Die Zuschauer standen ganz oben auf der Mauer. Die Anzahl der Spieler variierte je nach Feldgröße. Gespielt wurde mit einem schweren Vollgummiball aus Kautschuk (1,5 – 6 kg). Dieser musste mit Schultern, Brust und Hüften – niemals mit den Händen oder Füßen – in der Luft gehalten werden. 021b_Chichen Itza
Die Spieler waren gepanzert um keine Verletzungen davon zu tragen. Das Spiel muss äußerst anstrengend gewesen sein und wurde vermutlich von „Profis“ ausgetragen, aber auch Gefangene wurden als gegnerische Mannschaft eingesetzt. Kam der Ball auf den Boden gab es Punkte für den Gegner. Flog der Ball durch den Ring, war das Spiel sofort beendet. Da das Spiel eine Zeremonie zu Ehren der Götter war, wurde danach geopfert. Am Anfang wurden wohl Früchte als Opfer gebracht, später Menschen. Dass in späterer Zeit die Spieler geopfert wurden (ob Gewinner oder Verlierer ist ungewiss), scheint gesichert. Es muss jedenfalls für die Opfer ein ehrenvoller Tod gewesen sein, zumal die Maya den Tod nicht als Ende betrachteten, sondern als Übergang in eine andere Welt. 023_Chichen ItzaNeben dem großen Ballspielplatz, der wohl wegen seiner überdimensionalen Größe nicht für Spiele genutzt wurde, ist eine Schädelmauer (Tzompantli) aus Stein. In vielen Reliefs sieht man die Schädel von Geopferten auf Holzstäben aufgespießt. Das gab es damals aber auch „in Natur“ – hunderte Schädel in mehreren Reihen. Was muss das für ein grausiger Anblick gewesen sein. Dazu gibt es noch Reliefs mit Kriegern, Adlern und Schlangen. In der Nähe steht ein Chac Mool, eine Steinfigur der Spätklassik, auf der Opfergaben abglegt wurden. Er diente aber auch als „Tisch“ für Menschenopfer, die rücklings auf die Figur gelegt wurden um ihnen dann das Herz heraus zu schneiden. Ein weiteres Exemplar steht noch oben im Tempel der Krieger zwischen zwei Schlangensäulen. Daneben liegt der Tempel des Hohepristers (Osario), in dem man fünf untereinander gelegene Gräber mit je einem Skelett gefunden hat.
028_Chichen ItzaDer Caracol (Schneckenturm) stellt in seiner letzten Ausbauphase ein Observatorium dar. Der Name Caracol bezieht sich auf die gewundene enge Treppe im Inneren, die in den oberen Aufbau des Gebäudes führt (span.: escalera de caracol = Wendeltreppe). Die Mauerschlitze im Turm sind auf die Positionen bestimmer Himmelskörper an Schlüsseltagen (Tag- und Nachtgleiche, Süden etc.) abgestimmt. Das im Puuc-Stil (= besondere Anordnung von Eingängen, Räumen und Gesimsbändern) errichtete Gebäude wird auf die späte Klassiche Epoche (906 n. Chr.) datiert; seine Anfänge reichen jedoch viel weiter zurück.
030_Chichen ItzaDie sogenannte Iglesia (Kirche) befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des im ebenfalls Puuc-Stil errichteten Gebäudes Las Monjas (Nonnenkloster). Es handelt sich um einen sehr kleinen Bau mit nur einem Raum und einem einzigen Zugang von Osten. Die Gestaltung der Fassaden zeigt einen deutlichen Kontrast zwischen den unteren Wandflächen, die aus wenig bearbeiteten Steinen in unregelmäßigen Reihen bestehen, und dem Steinmosaik darüber. Es scheint, dass hier an Stelle der üblichen Steinverkleidung eine Art Vorhang aus Tüchern verwendet wurde. Oben sieht man zwar drei Chaac Masken, doch ist der Zweck des Gebäudes unbekannt. Anmerkung: Die Namen der (auch schon vorher erwähnten) Gebäude sind Fantasienamen, da die Spanier über die Funktion der Gebäude nichts wussten.
037b_Merida-CityDie alte Maya-Stadt Ti’ho‘ wurde am 6. Januar 1542 durch Francisco de Montejo den Jüngeren in Mérida umbenannt. Der Name der Stadt bezieht sich auf die spanische Stadt Mérida, wegen derer gewaltigen römischen Überreste, an die die Spanier angesichts der ebenfalls großartigen vorspanischen Bauten erinnert wurden. Die nördliche Seite des Platzes nimmt der Palacio de Gobierno (Gouverneurspalast) ein, dessen Innenhof mit Wandgemälden Fernando Castro Pacheco zur Geschichte Yucatáns geschmückt ist. 038_Merida-CityDer ehemalige Zócalo heißt heute Plaza de la Independencia (Plaza Grande) und ist der lebendige Mittelpunkt Meridas. An der Ostseite steht die doppeltürmige (40 m) Kathedrale, die zwischen 1561 und 1598 entstand. Sie wurde durch hunderte von Maya-Arbeitern errichtet, wichtigstes Baumaterial waren Steine der zuvor zerstörten Tempel der alten Maya-Stadt Ti’ho‘. Direkt daneben befindet sich das Museo de Arte Contemporaneo. An der Südseite der Plaza de la Independencia liegt die Casa de Montejo aus dem Jahre 1549. Der ehemalige Palast der Familie Montejo mit seinem figurengeschmückten Portal ist heute Sitz einer Bank. An der Westseite der Plaza befindet sich der Palacio Municipal (Rathaus). Es entstand 1735. Von der Veranda im ersten Stock wurde 1821 die Unabhängigkeit des Bundesstaates Yucatán proklamiert. In den Abendstunden herrscht auf der Plaza viel Betrieb. Fast alle Bänke sind besetzt und man sieht viele Mexicaner mit Laptops. Überall in Mexico gibt es an den Plazas kostenloses WiFi. Von einem der Restaurants hat man im ersten Stock von einem kleinen Außenbalkon einen schönen Ausblick auf die erleuchteten Gebäude.
In der Kolonialzeit war Mérida eine sehr bedeutende Stadt und erlebte einen erneuten Aufschwung Ende des 19. Jahrhunderts durch den Verkauf des in der Region produzierten Sisals. Bei einer Fahrt über den Paseo Montejo, der Prachtstraße Méridas, kann man Banken und die Stadthäuser der früheren Plantagenbesitzer sehen, die aus dieser Zeit stammen. Viele von ihnen wurden von italienischen Architekten im Klassizistischen Stil errichtet.
032_Merida-DenkmalAm Nordende des Paseo steht das Monumento a la Patria, das 1956 vom Kolumbianer Romulo Rozo erbaut wurde. Es zeigt Tierfiguren wie den Adler des Staatswappens, der eine Schlange frißt und historische Personen wie Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, seit 1864 Kaiser Maximilian I. von Mexico und seine Frau, die belgische Prinzessin Charlotte. Ebenso sind Ereignisse der Geschichte Mexicos abgebildet wie der Sieg über die Franzosen bei Puebla während der Interventionskriege (1862). Der Kaiser war ein realitätsferner Idealist, der (für sich) bei seiner Einsetzung eine große Zukunft in Mexico sah. Drei Jahre später sah er in die Läufe seines Exekutionskommandos. Der französische Plan den Konservativen in Mexiko nach dem bereits verlorenen Bürgerkrieg nachträglich zur Macht zu verhelfen und eine von Frankreich abhängige Monarchie zu installieren war damit gescheitert.

035_HunucmaIn Hunucma, einem kleinen Ort in der Nähe Méridas, besuchen wir einen typischen Markt der Einheimischen. Wir sind hier die einzigen Touristen und werden entsprechend „beäugt“. Unser Fremdenführer Peter kennt viele Standinhaber und wir können einige Dinge probieren. Gut, dass er weiß, was verträglich ist, denn bei einigen Dingen wären wir sicher „Feuer und Flamme“. Über die hygienischen Bedingung, wie diesem mexikanischen Kühltransport, sollte man sich nicht allzu viele Gedanken machen – das beunruhigt nur! Das gilt auch für die Tortillas, die in dieser Tortillafabrik gemacht werden. Alles lief dort streng nach mexikanischem Reinheitsgebot.

[Tortilla Fabrik]

Fairerweise muss man sagen, dass wir nie unter „Ausfallerscheinungen“ zu leiden hatten. Montezumas Rache – so zumindest nach Peters Meinung – liegt an der anderen Zusammensetzung des Wassers in Mexico, das wir Europäer nicht vertragen und keineswegs an verdorbenen/unsauberen Lebensmitteln.

048_UxmalUxmal, seit 1996 Weltkulturerbe der UNESCO,  ist eine spätklassische Maya-Stätte mit wunderschönen Beispielen des Puuc-Stils. Die meisten Bauten stammen aus dem 7. bis 10. Jahrhundert. Die Stadt wurde aber bereits ein bis zwei Jahrhunderte später völlig verlassen. Am Eingang zur Ausgrabungsstätte befindet sich die sogenannte Pyramide des Wahrsagers oder Zauberers. Das rechteckige, mit 35 m höchste Gebäude, der Anlage wurde im 6. Jh. begonnen und hatte mindestens  5 Bauphasen. Man spricht von Tempel I bis V, die man an unterschiedlichen Stellen erkennen kann. Bemerkenswert sind die abgerundeten Seiten. An der Westseite der Pyramide ist der Vogelplatz, der seinen Namen von einer Fassade mit Vogelabbildungen erhalten hat.  Die vier vollständig rekonstruierten Palastbauten des Nonnenkloster-Vierecks liegen über einem versenkten, rechteckigen Hof. Die Architektur des Nonnenvierecks präsentiert am besten die späte Uxmal-Variante des Puuc-Stils. Steinerne Gittermuster, Schlangenmotive und Chaac Masken bilden den Fassadeschmuck. Die Maya Hütten mit unterschiedlichen Zeichen über den Türen sind quasi so etwas wie unsere Haustürschilder – man weiß, wer hier wohnt. Besonders auffällig ist die hohe Anzahl der Abbildungen des Regengottes Chaac, mit seinen Glotzaugen, Jaguarzähnen und der Rüsselnase. Anders als die meisten Maya-Stätten Yucatáns hat Uxmal keine Cenotes. Das Wasser wurde in Chultuns, künstlichen Zisternen, gesammelt. Wasserknappheit könnte eine Erklärung für die häufige Darstellung sein.
058_Uxmal-Gouverneurspalast1Der Gouverneurspalast aus dem 9. oder 10. Jh. ist der Höhepunkt des Puuc-Stils. Auf einer Terrasse unterhalb steht ein doppelköpfiger Jaguarthron. Er ist das Zeichen der Königswürde und war der Sitzplatz des Königs bei offiziellen Zeremonien. Von der Haupterrasse hat man einen guten Blick auf die Pyramide des Zauberers. Die vom Volumen her größte Pyramide ist die Adivino Pyramide, die während der Besiedlung der Stadt immer wieder umgebaut und erweitert wurde. Man darf – im Gegensatz zur Pyramide des Zauberers – auch noch hoch klettern. Es ist steil und am besten geht man immer seitwärts, nach oben wie nach unten. Auch wenn Chichén Itzá als Neues Siebtes Weltwunder gilt, hat uns Uxmal weit besser gefallen. Leider ist es von den Touristenorten nicht so leicht zu erreichen, weshalb Chichén Itzá wohl eine größere Lobby hatte Weltwunder zu werden.

062_KabahKabah ist nach Uxmal die zweitwichtigste Ruinenstadt der Maya in der Puuc-Region. Sie war wie alle Orte dieses Gebietes bereits verlassen, als die Spanier nach Mittelamerika kamen. Die in Kabah heute sichtbaren Bauten wurden zwischen dem 6. und dem 9. Jahrhundert errichtet. Vom Eingang fällt der Blick auf das „Segunda Casa“ genannte Gebäude.
Am besten bekannt aber ist der 45 Meter lange Palast der Masken (Codz Poop). Die reich dekorierte Fassade der Westseite hat dem Gebäude den Namen eingetragen: Die Außenseite der Gebäudeplattform (rund 1,4 m hoch) trägt eine ununterbrochene Folge von mehr als 250 Chaac-Masken. Von den vielen Masken hat nur noch eine den typischen Rüssel. Alle anderen wurden abgeschlagen, weil der Regen lange ausblieb und die Maya ihren Gott dafür bestrafen wollten. Bemerkenswert und überaus selten sind in der oberen Wandfläche vollplastische mannshohe Steinfiguren. Sie haben ausdruckslose, mit Schmucknarben übersäte Gesichter und gehören zu den wenigen dreidimensionalen, menschlichen Steinfiguren in Maya-Ruinen.

068_Ppapp Hol ChacDer Kopf ist voll aber der Magen ist leer!
Peter führt uns in ein sehr schönes Restaurant, das „Ppapp Hol Chac“, wo ein vorbestelltes Essen auf uns wartet. Wir dürfen zusehen, wie das Fleisch aus einem Erdloch gehoben wird, in dem es auf Holzkohle gegart wurde. Kein Leguanfleisch, wie von Peter behauptet, es schmeckte wie Huhn und war auch Huhn, sehr lecker. Nach dem Essen gab es ein Tequila-Kaffeelikör Getränk, verbunden mit einer kleinen Zeremonie, sehr lustig, aber reine Touristenshow.
070_CampecheNach dem Essen fahren wir nach Campeche, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Campeche liegt am Golf von Mexiko und wurde 1540 von den Spaniern gegründet und entwickelte sich in der Kolonialzeit zum wichtigsten Hafen Yucatáns. Große Mengen Bauholz und Wurzeln, aus denen man in Europa Textilfarben herstellte, wurden von hier verschifft. Wegen seines Reichtums überfielen englische, französische und holländische Piraten Campeche. Sie fingen die Schiffe ab und plünderten und zerstörten die Stadt mehrmals. 1663 fand der schlimmste Angriff statt, zahlreiche Einwohner wurden niedergemetztelt. 074_CampecheIn der Folge wurde die Stadt mit dicken Mauern umgeben. Die Altstadt hat viele hübsch renovierte ein- bis zweistöckige Häuser. Im Zentrum der Altstadt liegt der Hauptplatz, der Parque Principal, mit seinen eleganten Arkaden und einem modernen Musikpavillon. An der Nordecke steht die Kathedrale, begonnen 1650, endgültig fertiggestellt 1850. Das reich verzierte Portal des Ex-Templo de San José, eine ehemalige Jesuitenkirche und heute ein Kulturzentrum, ist eine weitere Sehenswürdigkeit. Einer der zwei Türme ist als Leuchtturm ausgebaut. Campeche gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Nach dem Einchecken im Hotel laufen wir über die Uferpromenade, ein bei den Einheimischen sehr beliebter Boulevard fürs Flanieren, Inline-Skaten, Radfahren u.ä. zurück ins Zentrum und genießen bei einem Abendessen den Blick auf die wunderbar beleuchtete Kathedrale und die Atmosphäre des geschäftigen Treibens auf dem Parque Principal.
078_nach PalenqueHeute werden wir rund 300 km nach Palenque reisen. Zunächst halten wir an einem schönen, am Golf von Mexiko gelegenen Hotel, um zu baden und den Strand zu genießen. Es ist uns fast peinlich, einfach so die schöne Anlage zu nutzen, aber Peter erklärt uns, dass in Mexiko grundsätzlich alle Strände öffentlich sind, der Zugang also immer an jeder Stelle gewährt werden muß. Wir nehmen natürlich ein Getränk zu uns und hinterlassen ein kleines Trinkgeld. 083_nach PalenqueDer nächste Stop gilt einem Friedhof. Hier bastelt sich jeder die Grabstätte nach seinen Vorstellungen, vorhandenen Altmaterialien oder Geldbeutel. Die Beschriftungen müssen nicht unbedingt schön sein. Der Mexikaner besucht seine Toten nur einmal im Jahr am 1. November (Día de los Muertos – gefeiert wird in jedem Jahr vom Abend des 31. Oktober bis zum 2. November). Mit der ganzen Familie, mit Essen, Trinken und Musik verbringt man dann hier ausgelassen die ganze Nacht und es gilt: laut ist immer gut! Auf der Weiterfahrt überqueren wir den größten Fluß Mittelamerikas den Rio Usamasinta, hier verläuft auch die Grenzen zwischen den Bundesstaaten Tabasco und Chiapas.
085_PalenquePalenque ist eine wunderbare Stätte, die vom Dschungel umgeben ist. Sie gehört seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Maya siedelten hier bereits 100 v.Chr. Ihre Blüte erlebte die Stadt zwischen 600 und 800 n. Chr. Anfang des 10. Jh.s setzte ein jäher Verfall ein, die Stadt wurde dem Dschungel überlassen. Unser Rundgang beginnt am Tempel des sterbenden Mondes. Das imposanteste Gebäude der Stadt ist der Tempel der Inschriften. Die Stufenpyramide ist etwa 20 m hoch und besitzt auf ihrer Dachplattform einen kleinen Tempel. Die Inschriften, von denen der Tempel seinen Namen hat, sind an den Wänden auf drei Steinplatten. Es handelt sich um insgesamt 617 Glyphen, von denen bisher nur ein Teil entziffert werden konnte.  Die Pyramide wurde während der 68 Jahre dauernden Herrschaft  von Pakal I. (615-683) errichtet und danach mit einer Grabkrypta versehen. Die Grabkammer ist zur Zeit nicht zugänglich. Viele der in der Grabkammer gefundenen Objekte und Schmuckstücke konnten wir etwas später im Museum von Palenque sehen, auch die Schriftplatten, teils in Kopie, teils im Original.
086_PalenqueGegenüber dem Tempel der Inschriften erhebt sich auf einer Plattform der Palast, ein labyrinthartiger Komplex von Höfen, Gängen und Räumen. Er wird von einem Turm gekrönt, der als Sternwarte oder als Beobachtungsturm diente. Der Palast ist das Werk mehrerer Könige, die frühesten Teile datieren aus der Zeit Pakals, aber die Grundplattform verdeckt frühere Bauphasen, von denen einige als unterirdische Gänge erhalten sind. Der Palast wurde von der königlichen Familie bewohnt. In Teilen des Gebäudes findet man Reliefs und Stuckdekor. Besonders interessant sind die Reliefs mit Gefangenen im Hof, wo Besuchern die Macht der Könige von Palenque gebührend vor Augen geführt wurde. Vom südöstlich gelegenen Kreuztempel hat man einen guten Blick auf den Sonnentempel mit seinem Dachkamm. Über eine steile Treppe gehen wir zu einem Wasserfall und dann zu dem Museum von Palenque, in dem man einen guten Überblick über die Maya-Stadt bekommt. Nach dem Museumsbesuch fahren wir zu einer Kautschukfarm und lassen uns zeigen und erklären, wie Kautschuk gewonnen wird.
101_Agua AzulIm Nationalpark Agua Azul (Blaues Wasser) besichtigen wir die Wasserfälle. Insgesamt bestehen die Fälle aus über 500 einzelnen Kaskaden, die eine Höhe von 2 bis 30 m erreichen und sich über eine Länge von 6 Km hinziehen. Der hohe Mineraliengehalt des Wassers verleiht den Kaskaden ein intensives Leuchten und eine Farbigkeit von azurem Blau bis zu dunklem Grün, das gilt allerdings für die Trockenzeit Oktober bis Mai, wir haben es nicht ganz so farbig gesehen. In der regenreichen Zeit hingegen sieht das Wasser dann eher aus wie „Agua chocolata“. In einigen der türkisfarbenen Becken darf man schwimmen, was wir dann auch getan haben. Andere Stellen haben gefährliche Strömungen und zahlreiche für Ertrunkene errichtete Kreuze warnen hier. Für Action-Fans interessant: hier wurden Szenen für Rambo II gedreht.

104_San Cristobal-StadtblickEs geht weiter durch das Hochland von Chiapas nach San Cristóbal de las Casas. Die Stadt liegt 2100 m hoch und hat ein sehr angenehmes kühles Klima. Sie wurde 1528 als Villa Real de Chiapa gegründet und erhielt 1829 den Namen San Cristóbal und 1848 die Ergänzung de las Casas, das war ein spanischer Mönch, der als Bischof von Chiapas in der Kolonialzeit für die Rechte der indigenen Bevölkerung eintrat. 1994 geriet sie kurzzeitig in den Fokus der Weltöffentlichkeit durch den Aufstand der Zapatisten, der hier begann, organisiert in der EZLN (zu deutsch: Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung, Emiliano Zapata war ein Führer der Mexikanischen Revolution, die von etwa 1919 bis 1920 dauerte). Dieser erneute Aufstand 1994 dauerte nur wenige Tage und wurde von der Armee beendet. Noch heute ist hier viel Militär präsent, unser Bus wurde auf der Fahrt hierhier auch angehalten und untersucht. 107_San Cristobal-Kathedrale2San Cristóbal hat eine weltberühmte Kolonialarchitektur und sehr  beeindruckende Bauwerke. Der „Zócalo“ mit seinem hübschen Pavillon wird vom Palacio Municipal und der Kathedrale beherrscht. Sie wurde im 16. Jahrhundert begonnen und immer wieder umgebaut. Innen findet man eine mit Goldintarsien verzierte Kanzel und sehenswerte Altäre. Die beeindruckenste Kirche der Stadt ist der Templo de Santo Domingo, auch aus dem 16. Jh., mit einer reich verzierten Fassade und einen vergoldeten barocken Innenraum mit mehreren Altären. Die Kanzel ist aus einem einzigen Eichenblock geschnitzt. San Cristóbal wird auch die Indio-Hauptstadt Mexikos genannt. Es gibt hier einen riesigen Indio-Markt und Frauen in schwerer, buntbestickter Kleidung, die beladen sind mit großen Bündeln von Kleidung, die sie zum Verkauf anbieten.
111_ChamulaDer Bundesstaat Chiapas ist der südlichste von Mexiko und von großer Armut geprägt. Ca. ein Viertel der Bevölkerung ist indigener Abstammung und die meisten davon gehören der Maya-Volksgruppe an. Sie haben ihre eigene Sprache, Spanisch ist ihre erste Fremdsprache. Wir besuchen heute zwei Dörfer in der Nähe von San Cristóbal, San Juan Chamula und Zinacantán, hier leben Tzotzil Indigenas und San Juan Chamula ist ihr politisches und religiöses Zentrum.
Wir kommen zunächst an der verlassenen Kirche im Ortsteil San Pedro vorbei, die bei einem schweren Erdbeben beschädigt wurde und später zur Friedhofskirche wurde. Dann besuchen wir die sehr schöne Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist. Im Innern ist es uns streng verboten zu fotografieren. Dies wird mit Strafandrohung an der Kirchentür in mehreren Sprachen deutlich gemacht. Hier werden regelmäßig Heilungszeremonien durchgeführt. Sowohl Männer als auch Frauen jeden Alters können Schamanen sein, die durch Rülpsen die schädlichen Dämone, die einen Kranken befallen haben, beschwören, den Körper zu verlassen. Bei leichten Krankheiten reichen das Trinken von Coca Cola oder Posh (Schnaps) mit Soda, bei schwereren Krankheiten bietet man den Dämonen ein lebendes Huhn, in das sie fahren sollen. 119_ChamulaEs wird dann geschlachtet, durchaus auch in der Kirche, und später zum Essen serviert. Der Boden in der Kirche war übersät mit brennenden Kerzen, die die Heilungszeremonien unterstützen, ihre unterschiedlichen Farben haben besondere Bedeutungen, die grünen stehen für Glück und Wohlergehen, die gelben sollen die Seele heilen und die bunten, schwarzen und roten den Neid vernichten.
Auf dem Hauptplatz vor der Kirche fand ein großer bunter Markt statt. Beim Spaziergang durch die Gemeinde fielen uns die vielen unterschiedlich großen und grüngestrichenen Kreuze auf (es sind „heidnische“ Maya-Kreuze). Sie sind Punkte für den „rituellen Gruß“, für das Gebet und zum „Ausruhen“.
120a_ZinacantanIn dem anderen Dorf Zinacantán treffen wir auf  eine junge Frau in der hier typischen Kleidung, mit der unser Reiseführer gut bekannt ist und die uns nun in die Schule führt, wo der Lehrer uns ein Beispiel für seinen Unterricht gibt. Da die Kinder heute Sport haben werden, sind sie leider nicht in ihrer traditionellen Tracht gekleidet. Nach dem Schulbesuch besuchen wir das Zuhause der jungen Frau. Sie lebt dort in einem „Frauenhaus“ mit 3 Schwestern, Mutter und Großmutter. Wir bekommen einen guten Einblick in das alltägliche Leben, die Wohnverhältnisse, schauen zu, wie die Maisfladen hergestellt werden, bewundern den Hausaltar und genießen ein einfaches Mittagessen mit gefüllten Maisfladen und Soßen. Die Frauen weben viele Stunden am Tag mit dem traditionellen Körperwebstuhl und verkaufen die selbst hergestellte Kleidung. Besonders die Hochzeitskleidung ist sehr aufwendig.
129_SumideroDie berühmte Sumidero-Schlucht ist heute vormittag unser Ziel. Die Schlucht, durch die der Grijalva-Fluß hier fließt, hat Steilwände, die bis zu 1000 m aufragen. Wir fahren mit einem Schnellboot durch die Schlucht, die Fahrt dauert ca. 2 Stunden. Peter zeigt uns die Stelle, von der sich Mitte des 16. Jahrhunderts in 1000 m Höhe Hunderte von Mayas hinunter gestürzt haben sollen, um der Versklavung durch die spanischen Eroberer zu entgehen. In einer Höhle sehen wir hoch in der Felswand eine Kapelle für die Nationalheilige von Mexiko, die Jungfrau Maria von Guadalupe. Außerdem ein tolles Gebilde an einer Felswand, genannt der Weihnachtsbaum (Arbol de Nadividad). Es gibt hier seltene Vögel und (Süßwasser-)Krokodile.
137_MitlaDurch den sehr bergigen Bundesstaat Oaxaca geht es heute weiter in Richtung der Hauptstadt Oaxaca de Juárez. Wir halten an einem kleinen Kiosk und werden eingeladen, uns die privaten Wohnverhältnisse der ansässigen Familie anzusehen. Außer unseren kleinen Einkäufen geben wir auch ein extra Trinkgeld, wofür man sehr dankbar ist.
Das nächste Ziel ist das präkolumbianische Mitla, einst das wichtigste religiöse Zentrum der Zapoteken, eine hochentwickelte Kultur, die ihre Blütezeit zwischen 300 und 900 n. Chr. hatte und 10 000 Einwohner zählte. Später wurde die Stadt von den Mixteken besetzt, die die Architektur und den Schmuck der Gebäude stark beeinflussten. Einzigartige kunstvoll und aufwendig gearbeitete Steinmosaike kann man hier bewundern. Ganze Palastwände sind mit geometrischen Mosaiken bedeckt. Ein Fries besteht aus einem Mosaik aus bis zu 100 000 separaten exakt gearbeiteten Steinen. Viele ihrer Gebäude wurden von den Spaniern zerstört und die Steine benutzt für den Bau der Kirche San Pablo, die nun die Stätte beherrscht.
Nach dem Besuch von Mitla das Kontrastprogramm: Besichtigung einer Schnapsfabrik, in der der Agavenschnaps Mezcal hergestellt wird. Hier bekommen wir auch ein ausgesprochen leckeres Mittagessen.
147_TuleAls nächsten Höhepunkt bestaunen wir in Santa Maria del Tule den Baum von Tule (Árbol del Tule), den dicksten Baum der Welt mit der größten Biomasse und somit eines der größten Lebewesen der Erde. Zuerst dachte man, dass es sich um mehrere zusammen gewachsene Bäume handelt, tatsächlich ist es ein einzelnes Exemplar. Es ist eine mexikanische Sumpfzypresse (Taxodium mucronatum) mit beeindruckenden Daten. Einem Durchmesser von 14,05 m, Umfang von 54 m, Höhe von 42 m. Der Baum soll mehr als 2000 Jahre alt sein (manche sagen „nur“ 1400-1600 Jahre). Der Baum hat den Spitznamen „Baum des Lebens“ bekommen, wegen der durch die unterschiedlichen Holzformationen (angeblich) sichtbaren Tiere an seinem knorrigen Stamm. Dazu braucht man allerdings etwas Fantasie. Problematisch für ihn ist der Bau einer Coca Cola Fabrik in der Nähe, die durch ihren ungeheuren Wasserverbrauch die Sumpfzypressen in der Gegend langsam trocken legt. Typisch mexikanisch mit ihren vielen Fähnchen ist die direkt daneben gelegene kleine Kirche.

150_Oaxaca-01

Das historische Zentrum von Oaxaca gehört seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir bummeln auch durch die verzweigten Markthallen, in denen trotz der späten Stunde noch viel Betrieb herrscht. Nach unserer Rückkehr ins Hotel freuen wir uns über die schöne Hotelterrassen-Bar, von der man einen wunderschönen Blick über die Lichter der Stadt hat.

152b_Monte AlbanAm Morgen geht es zur einstigen Zapoteken-Hauptstadt Monte Alban (Weißer Berg). Ihre lange Geschichte beginnt um 500 v.Chr. mit den Olmeken, die die Kuppe des Hügels abtrugen, um Platz für eine Kultstätte zu schaffen. Ein riesiger Hauptplatz verläuft in Nord-Süd-Richtung. Erhalten sind umfangreiche Reste von Wohn- und Kultbauten, ein Observatorium, Grabkammern mit Skulpturen und Wandmalereien. Los Danzantes sind Reliefplatten, die seltsam verrenkte Menschen zeigen, die man früher als Tänzer interpretierte. Heute sieht man darin Kriegsgefangene. Ebenfalls Kriegsgefangene, die an Händen und Füßen gefesselt sind, sind auf Stelen an der Nordost- und Nordwestecke auf der Südplatform dargestellt. In einem kleinen Museum am Fuße der Ausgrabungsstätte kann man das Skelett besichtigen, dass mit Urnen, Salbgefäßen und anderen Beigaben in einem der 1937 geöffneten Grabstätten gefunden wurde. Um das Jahr 800 war Monte Alban weitgehend verlassen und Mitla nahm an Bedeutung zu. Auch Monte Alban wurde 1987 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

159_Oaxaca-02Nach Monte Alban geht es zurück nach Oaxaca zu einer Stadtbesichtigung. Wir sehen uns zunächst die Iglesia Santo Domingo an, die von den vielen Kirchen dieser Stadt die Besucher wohl am meisten in ihren Bann zieht. Sie wurde 1572 begonnen, aber erst über 200 Jahre später vollendet. Die Fassade ist verhältnismäßig schlicht, aber das Innere hat viel Goldschmuck und farbige Ornamente in einer grandiosen Mischung aus Romanik, Gotik, Barock und maurischem Stil. Ein weiteres Highlight ist der als Weinstock dargestellte Stammbaum der Könige Israels an der Decke beim Haupteingang.
Die Kathedrale wurde 1553 errichtet, musste jedoch nach einer Reihe von Erdbeben 1730 neu erbaut werden. Den optischen Hauptanziehungspunkt des Innenraumes bildet der herrliche, aus Italien stammende Bronzealtar.
Der Mittelpunkt der Stadt ist die Plaza de Armas (auch hier meist Zócalo genannt- mit typischem Pavillon), in der es von Verkäufern, Studenten, Urlaubern und farbenfroh gekleideten Indios nur so wimmelt. Wir bummeln noch einmal durch die riesigen Markthallen und besuchen dann einen Schokoladen Geschäft, wo wir ein köstliches Schokoladengetränk serviert bekommen.

167_KakteenAuf der Fahrt durch die Sierra Madre in Richtung Mexico City halten wir in einem Kakteen-Bioreservat und bestaunen die riesigen Kakteen, die z.T. ein enormes Alter von über 300 Jahren haben. Vorbei am Citlaltépetl (Pico de Orizaba 5636 m), dem höchsten Berg Mexicos, geht es weiter nach Cholula. Wir erreichen die Pyramide von Cholula, die als solche aber nicht zu erkennen ist,  sie gleicht  einem dicht bewucherten Berg. Nur die Westseite ist inzwischen freigelegt. Seit 1917 wird die Pyramide wissenschaftlich erforscht. Durch insgesamt 8 km lange Tunnel, die wir aber nicht betreten durften, hat man mindestens 5 Bauphasen aus der Zeit von 200 v.Chr. bis 800 nach Christus identifiziert. Sie gilt ihrem Volumen (4,45 mio. m³) nach als die größte Pyramide der Welt, mit der Höhe von 66 m ist sie aber deutlich kleiner als die Cheops-Pyramide (146 m).173_Cholula-Kirche unten
Auf der Pyramide thront die Kirche Santa Maria de los Remedios, die von den spanischen Eroberern mit Trümmersteinen der mexikanischen Tempel erbaut wurde. Im 19. Jh. durch Erdbeben zerstört, wurde sie zwischen 1864 und 1874 wieder aufgebaut. Leider wurden Teile der Kirche beim letzten Erdbeben (2017) wieder zerstört. Sie hat ein prächtiges, mit viel Gold gestaltetes Innere. Vom Atrium der Kirche hat man einen schönen Blick auf Cholula, die Vulkane Popocatépetl (Rauchender Berg) und Iztaccíhuatl (schlafende Frau) und die vielen anderen Kirchen von Cholula.
Popocapétetl und Iztaccihuatl sind mit 5465 und 5230 Metern der zweit- und dritthöchste Berg Mexikos. Um die Entstehung dieser Berge rankt sich eine alte Legende.

184_PueblaWeiter geht es nach Puebla. Die Stadt ist die Hauptstadt des gleichnamigen zentralmexikanischen Bundesstaates. Sie wurde 1531 gegründet und ist die erste Stadt Mexikos, die schachbrettartig angelegt wurde und sich nicht aus einer bestehenden Siedlung entwickelte. Puebla ist berühmt für seine Schönheit, die historische Altstadt ist geprägt von der Kolonialzeit. Sie wurde ebenfalls 1987 als Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt. Der größte Arbeitgeber der Stadt ist Volkswagen, dadurch gibt es hier auch eine relativ große deutsche Kolonie.
Gleich zu Beginn unseres Rundgangs sehen wir uns die Franziskanerkirche an, die wie viele Backsteinhäuser hier eine Kachelfassade mit floralen Ornamenten und barocken Elementen hat. Vor der Kirche steht ein Denkmal für Sebastian de Aparicio, dessen unverwester Leichnam in einem Glaskasten in der Kirche liegt. Er hat von 1502 bis 1600 gelebt und war 1786 selig gesprochen worden. Nach einem arbeitsreichen Leben, u.a. als Straßenbauer und nachdem er zweimal geheiratet hatte, das erste Mal mit 60 Jahren, es heißt, dass die Ehen nie vollzogen wurden, und auch die zweite Frau gestorben war, wurde er mit 72 Jahren Laienbruder im Franziskanerorden. 25 Jahre wirkte er nun als Almosensammler für den Orden. Aus dieser Zeit sind über 300 Wundertaten bezeugt. Sebastian ist Patron der Straßenbauer. Das Innere der Kirche ist sehr schön, aber verhältnismäßig schlicht.

Ein sehr beeindruckendes Haus ist das Casa del Alfenique (siehe auch Bild oben). Den Namen verdankt es dem Stuckwerk, das wie alfenique, eine Masse aus Zucker und Mandeln wirkt. Ein reicher Eisenfabrikant hat es 1791 bauen lassen, um seine Verlobte zu erfreuen, die so gerne solch Zuckerwerk aß. Angeblich hatte der Schwiegervater in spe von ihm gefordert seiner Tochter ein Haus aus Zucker zu bauen. Ob sie auch die typisch mexikanische „Totenkopf“ Variante dieser Süßigkeit liebte, weiß ich nicht.

In der Iglesia de Santo Domingo, die Kirche, die zu dem Dominikanerkloster gehört und 1611 vollendet wurde, gibt es die wohl prunkvollste Barockkapelle Mexikos, die Capilla del Rosario. Wände und Kuppel sind vollkommen bedeckt mit vergoldetem Stuck.
187_PueblaEin sehr interessantes Haus ist Casa de los Munecos. Die Fassade des Bürgermeisterhauses aus dem 18. Jh. ist mit roten Kacheln verkleidet und auf vielen Tafeln sind männliche Figuren, teilweise tanzend, dargestellt. Die Legende sagt, dass der Besitzer des Hauses ein drittes Stockwerk bauen wollte, aber die Stadtväter versagten es ihm. Er hat sich dann direkt an den König gewendet, der erlaubte ihm diese Erweiterung. Er hat dann diese Tafeln angebracht, auf denen er sich über die Stadtväter lustig machte.

188_TeotiuhacanTeotihuacán, der „Ort, wo der Mensch zum Gott wird“ ist eine der imposantesten antiken Städte Mexikos mit der berühmten Sonnenpyramide. Sie besitzt heute 5 Stufen, ursprünglich waren es nur vier (Restaurierungsfehler!) und war damals verputzt. Teotiuhacan wurde in vorchristlicher Zeit gegründet und zählte bei einer Fläche von mehr als 20 Quadratkilometern bis zu 125 000 Einwohner. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung war sie mit Abstand die größte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt. 500 Jahre lang beherrschte sie die gesamte Region, bis sie im Jahr 650 – möglicherweise von ihren Bewohnern – zerstört und verlassen wurde. Die Azteken, die bei ihrer Einwanderung ins Hochland von Mexiko die Stadt als Ruinenstadt vorfanden, haben die Stadt so benannt. Ihnen war die Stätte heilig, sie glaubten Riesen hätten sie erbaut. Die lange Straße der Toten, die die Anlage in Längsrichtung durchquert, haben sie so benannt, weil sie die Bauwerke für Königsgräber hielten. 196_TeotiuhacanDie Ciudadela war vermutlicheine höfische Anlage oder ein Palast bestehend aus Wohnanlagen sowie dem in der Mitte gelegenen Tempel des Quetzalcoatl (Gefiederte Schlange) mit Masken des Regengottes Tlaloc. Nach dem Erklimmen der Sonnen- und der Mondpyramide besuchen wir Wohnhäuser im angrenzenden Wohnbreich von Tepantitla. Die Wände sind voll mit wunderschönen Fresken, die zum Teil Vergnügungen im Paradies des Regengottes Tlaloc darstellen. Die Bedeutung der „Sprechblasen“ ist nicht geklärt. Besonders schön ist das Fresko der Großen Göttin von Teotiuhacan. Dieser Teil der Anlage wird recht wenig besucht, wir waren die einzigen Touristen.

197_Mexiko-MuseumAm Nachmittag besuchen wir dann das im Chapultepec-Park gelegene Anthropologische Museum von Mexico City (Museo Nacional de Antropología), das im Haus und im Park die weltberühmte Sammlung von Funden aus Mexikos präkolumbianischer Epoche zeigt, wie z.B. den Sonnenstein (Piedra del Sol) oder einen der drei weltberühmten Maya Codices, die der Vernichtung durch Diego de Landeda entgingen. Wir werden von unserem Reiseleiter durch die Sammlung geführt und er fasst hier noch einmal zusammen, was wir auf unserer Reise durch Mexiko alles gesehen haben. Natürlich sind hier nicht nur Exponate aus der Maya Zeit, die wohl einen Großteil der Sammlung ausmachen. Exponate verschieder Völkergruppen (Olmeken, Zapoteken, Tolteken, Azteken, Mixteken) werden hier in einzelnen Räumen ausgestellt. Der gesamte Oberstock des Museums beschäftigt sich mit den heutigen indianischen Völkern Mexicos, ihren Traditionen und ihrer Handwerkskunst.

211_Mexiko-CityHeute wollen wir Mexico-City besichtigen und fahren früh um 8 Uhr los. Leider kann unser Bus nicht nah an das Zentrum fahren, da es wegen des Marathonlaufs abgesperrt ist. Wir machen also einen Spaziergang durch die breiten Straßen, die ganz ohne Verkehr sind. Auf dem Zócalo, der eigentlich Plaza de la Constitución heißt, sehen wir uns die Catedral Metropolitana an. Der größte Sakralbau Lateinamerikas wurde durch das Absacken des Bodens im Stadtzentrum in Mitleidenschaft gezogen. Die Bauarbeiten an der Kathedrale nahmen fast 3 Jahrhunderte in Anspruch. Mit dem Bau wurde 1573 begonnen und der Großteil wurde Mitte des 17. Jahrhunderts fertiggestellt und 1656 geweiht. Fast schöner als mancher Sakralbau zeigt sich die Hauptpost (Correo Mayor) von Mexico Stadt, die allein wegen ihrer Treppe einen Besuch wert ist. 213_Mexiko-CityWir fahren weiter zur Basilica de Guadalupe. Es ist Sonntag und viele Menschen pilgern zu dieser Stätte, wir sehen sogar einige, die auf den Knien zur Basilica rutschen. Alljährlich pilgern am 12. Dezember Tausende dorthin, um der Erscheinung der Schutzpatronin Mexikos im Jahr 1531 zu gedenken. Der Legende nach erschien eine dunkelhäutige Maria hier dem Indianerjungen Juan Diego. So ist der Gebäudekomplex am Fuß des Cerro del Tepeyac das prächtigste und meistbesuchte Heiligtum in ganz Amerika. Die Antigua Basílica wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut. Ihre Barockfassade mit Reliefs aus dem Leben Marias wird von Zwillingstürmen flankiert. Da sie nur zum Teil auf Fels steht, neigt sie sich stark nach einer Seite. Sie wird heute von der benachbarten Rundkirche überragt, einem modernen Bauwerk, das bis zu 10.000 Gläubige aufnehmen kann. Vorbei an einem Priester, der reichlich Weihwasser spendet um Personen und mitgebrachte Gegenstände zu segnen, gelangt man in die Kirche. Damit es keinen Stau gibt, kann man die Kirche nur über ein Laufband betreten, wenn man das Bildnis der Jungfrau von Guadelupe sehen will. Der Markt hinter der Kirche ist sehr kommerziell. Kitschige Christus- und Marienfiguren aus Plastik in riesigen Mengen.

[Die Jungfrau von Guadelupe]

Am Nachmittag machen wir das, was viele Menschen aus Mexico City am Wochenende machen, eine Fahrt durch die Kanäle von Xochimilco,

[Die Kanäle von Xochimilco]

die sich durch die Obst- und Gemüsepflanzungen ziehen, die schon von den Azteken angelegt wurden. Die buntgeschmückten, überdachten Boote werden vom Bootsführer mit einer Stake bewegt, er muß schon sehr geschickt sein, da ein großes Gedränge herrscht. Es gibt viele Boote, auf denen Musik gemacht wird, andere bieten Produkte zum Verkauf an. Auf unserem Boot hat unser Reiseleiter ein leckeres Essen und Getränke organisiert. Wir haben Glück und sehen nach unserer Bootsfahrt noch den Danza del Volador. Die vier „Winde“ kreisen bei diesem zeremoniellen Tanz kopfüber an einem Seil in 13 Umdrehungen um den Pfahl bis sie den Boden erreichen. Der fünfte verbleibt als „Sonne“ oben in der Mitte und spielt die Flöte. Die 13 Umdrehungen mit den vier „Winden“ multipliziert ergibt die Zahl 52, also ein Maya Zeitalter!

[Die Voladores von Xochimilco]

Das war ein heiterer und schöner Abschluss unserer Mexiko-Reise. Am Nachmittag geht unser Flug mit Trans American Airlines nach Lima.
Aber das ist eine andere Geschichte.  -> Peru 2012